Neuer Pfarrer Michael für Notfallseelsorge im MTK und in Groß-Gerau
„All Eure Sorgen werft’ auf ihn, denn er sorgt für Euch!“ Mit diesem Leitvers begrüßte Pfarrerin Carmen Schneider von der Evangelischen Auferstehungskirche in Kriftel ihren Kollegen Michael Scherer-Faller. Der 57-Jährige wurde im Rahmen eines Gottesdienstes von Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp in sein neues Amt als Leiter der Notfallseelsorge für den Main-Taunus-Kreis und den Landkreis Groß-Gerau eingeführt – an seiner Seite rund 30 ehrenamtliche Notfallseelsorger aus beiden Regionen.
Michael Scherer-Faller ist nach jeweils langjähriger Tätigkeit in Rheinhessen und im Westerwald seit 2002 Pfarrer in Zeilsheim, zuständig für die beiden Kitas, die Verwaltung, den Vorsitz im Kirchenvorstand sowie die Kinder- und Jugendarbeit; seit August 2014 mit halber Stelle. Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit widmet er nun der Notfallseelsorge. Bereits 2001 absolvierte er die entsprechende Ausbildung bei Pfarrer Dieter Roos, dem Leiter der Notfallseelsorge in Frankfurt, und hat seitdem Einsätze „im höheren zweistelligen Bereich“ absolviert. Zu seinen intensivsten Erfahrungen zählt die Betreuung der Angehörigen von Opfern der Tsunami-Katastrophe in Südostasien. Nicht zuletzt für den seelsorgerischen Umgang mit Rettungskräften ist er speziell qualifiziert.
Enge Verzahnung
Nun arbeitet er eng mit den Teams der Psychosozialen Notfallversorgung im MTK und im Landkreis Groß-Gerau zusammen. Sein Vorgänger, Heiko Ruff-Kapraun, hat dort jeweils ein Team von Notfallseelsorgern aufgebaut, das rund um die Uhr einsatzbereit ist. Jeder der rund 40 Ehrenamtlichen im Main-Taunus-Kreis verpflichtet sich zu etwa zwei bis drei Tagen Bereitschaftsdienst pro Monat. Die Leitstelle in Hofheim informiert bei einem Notfall Malteser Hilfsdienst beziehungsweise das DRK, die wiederum den Notfallseelsorge-Bereitschaftsdienst über eine spezielle Handy-Nummer alarmieren. Sollten weitere Kräfte erforderlich sein, weil mehrere Betroffene gleichzeitig betreut werden müssen, kann zudem der sechsköpfige Leitungskreis, zu dem auch Scherer-Faller gehört, einspringen. Die Kooperation zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Notfallseelsorgern ist eng. Die meisten Notrufe erfolgen nachts, und sehr häufig geht es um Todesfälle, oft im häuslichen Bereich. Und während die Polizei-Beamten nicht immer die Zeit haben, sich länger um die traumatisierten Angehörigen zu kümmern, können die Notfallseelsorger „bleiben, wenn die anderen gehen“, um niemanden allein zu lassen, sagt Scherer-Faller. Wobei es in erster Linie um eine Betreuung im akuten Schockzustand geht, um wieder „die Brücke zum Alltag zu bauen und in die Realität hineinzuführen“.
Diese verantwortungsvolle Aufgabe braucht weitere Helfer. Daher wird Michael Scherer-Faller nächstes Jahr zusätzliche, ehrenamtliche Notfallseelsorger ausbilden. Der mehrmonatige Kurs vermittelt ein gutes Gefühl für die Zusammenarbeit in der Gruppe, Selbstreflexion und solide Kenntnisse in Gesprächsführung, Trauerbewältigung, Zusammenarbeit in der Rettungskette sowie Kenntnisse der Notfallhilfe und Psychologie.
Text: Stephanie Kreuzer
Foto: Hans Genthe
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